Historia Germaniae Wiki
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Germanien, Germania, Altdeutschland, Substantiv, Neutrum, geografischer Name (Toponym), Lehnwort. Bezeichnung aller von Germanen besiedelten Gebiete zwischen Rhein und Weichsel sowie zwischen Nord- und Ostsee sowie der Alpen. Seit etwa dem Jahr 1000 wurde der Begriff mit dem Begriff Deutschland identifiziert, da der „König von Germanien“ vor allem ein deutscher König war.

Seit 1500 etwa sprach man im deutschen Sprachraum schlicht nur noch von Deutschland und den Deutschen, wenn Germanien und die (West-)Germanen gemeint waren.

Die Namensform germany dient seit 1871 im englischen Sprachraum zur Bezeichnung des deutschen Nationalstaates.

Etymologie[]

Germanien stellt eine Verdeutschung des lat. germania „Land der Germanen“ dar.

Fläche, Gliederung, Bevölkerung[]

Fläche[]

Die Flächenausdehnung Germaniens variiert, je nachdem welche Definition beansprucht wird.

Allgemein wird angenommen, dass Germanien 613 500 km² umfasst habe. Spätere Berechnungen des „Groß-Germanien“ genannten Gebietes, die vor allem durch völkische Kreise vorgenommen wurden, kamen abweichend auf eine Fläche zwischen 800 000 bis 900 000 km² oder auch mehr, indem man die Einflussgebiete Germaniens bis an den Ural und an das Schwarze Meer, aber auch bis an das Mittelmeer und Nordafrika ausdehnte.

Gliederung[]

Germanien gliederte sich allgemein in zwei Teilregionen:

  1. Germania romana und
  2. Germania magna.

Nach Abzug germanischer Volksstämme im Zuge der Germanischen Völkerwanderung wanderten in der Folgezeit slawische Völker in denen von den Germanen fast restlos geräumten Gebiete ein, sodass sich das germanisch besiedelte Westelbien sich nun vom slawischbesiedelten Ostelbien schied. So kam es, dass man Germanien ab dem 19. Jahrhundert wie folgt unterschied:

  1. regnum Germaniae (Altsiedelgebiet, Westelbien) und
  2. Germania slavica (Neusiedelgebiet, Ostelbien).

Skandinavien und die Jütische Halbinsel wurden und werden nicht zu Germanien gerechnet, obgleich deren autochthone Bevölkerung germanischer Abstammung ist.

Bevölkerung[]

Die traditionelle Bevölkerung Germaniens stellten im Kern germanische Volksstämme dar, die in den westlichen Gebieten teilweise in Nachbarschaft mit keltischen Stämmen lebten. Im Osten traten ab dem 5. und 6. Jahrhundert Slawen als Nachbarn hinzu, die in ehemals germanisch besiedelte Gebiete nachrückten.

Chronik[]

Das Römische Reich schied Germanien zum einen in einen römischen und in einen freien Teilbereich. Zudem existierte vor 90 n. Chr. eine römische Provinz namens Germania romana, die verwaltungstechnisch in zwei Unterprovinzen geteilt wurde.

Die Provinz Niedergermanien (Germania inferior) wurde durch Domitian (51–96) gegründet und lag linksrheinisch. Sie erstreckte sich von Remagen bei Koblenz bis zur Rheinmündung bzw. bis zur Nordsee und war stark befestigt (Römischer Limes). Bekannte Legionslager und Etappenstädte waren neben dem bereits erwähnten Remagen auch die heutigen Städte Bonn, Aachen, Köln, Neuss, Xanten, Nimwegen und Utrecht.

Die regionale germanische Bevölkerung des Mittelrheins bestand vor allem aus dem Volksstamm der Ubier, in deren Lebensraum mit dem heutigen Köln das damalige Verwaltungszentrum Colonia Agrippinensis befand. Zur Nordsee hin befand sich das Stammland der Bataver, welche konzentriert an der Rheinmündung lebten. Im Maasland traten noch die Tungerer sowie die Friesen entlang der Nordseeküste. Die Regionen Mittel- und Obermosel zählten jedoch nicht zu Niedergermanien, sondern waren Bestandteil der Provinz Belgien.

Obergermanien (Germania superior) ging wie Niedergermanien ebenfalls um 90 n. Chr. aus der ehemaligen Provinz Germania romana hervor. Dieses umfasste das rheinländische Gebiet südlich von Andernach und erstreckte sich über das Dekumatenland bis in die heutige Schweiz, wo es bis etwa an den Genfer See reichte. Südlich von Mainz, ihrem Verwaltungszentrum, griff sie zur Verkürzung der Verbindung Rhein–Donau auch auf rechtsrheinische Gebiete über, wo ihre Ostgrenze durch den Oberrheinischen Limes gesichert wurde. Wichtigste Orte dieser Provinz waren Andernach, Koblenz, Boppard, Mainz, Wiesbaden, Speyer, Baden-Baden, Rottenburg am Neckar, Straßburg. Südlichere Orte waren Augst, Windisch, Baden, Basel, Zürich, Olten, Solothurn, Nyon, Besançon und Langres. Dort lebten vor allem Stämme keltischer und rätischer Herkunft. So auch die Volksstämme der Lingonen, Sequaner, Helveter, Triboker und Nemeter sowie die Vangionen.

Nach dem Ende der Römerzeit traten germanische Königreiche das Erbe an. Das Frankenreich dominierte die anderen und bildete sich letztendlich ab dem 5. Jahrhundert zum Großreich aus, indem es nicht nur alle anderen Festlandgermanen unterwarf, sondern sich auch auf romanische und slawische Gebiete erstreckte, wobei Letztere unter einer losen Oberherrschaft standen.

Im 9. Jahrhundert befand sich das fränkische Reich auf seinem Zenit. Als 814 Karl der Große (747/48–814) starb, streben das überwiegend romanisch besiedelte West- und das überwiegend germanisch besiedelte Ostreich endgültig auseinander. Beide konkurrierten um den Machtanspruch, das Römische Reich fortzuführen.

Nach Aussterben der ostfränkischen Karolinger (911) schlossen sich die bisher als „Ostfranken“ titulierten Stämme der Franken und Sachsen zum Königreich Germanien (regnum Germaniae) zusammen, dem sich rasch auch die Stämme der Schwaben, Thüringer und Baiern anschlossen.

Bereits um 922 wurde das Königreich Germanien in den Urkunden als „deutsches Reich(regnum Teutonicum) bzw. als „Reich der Deutschen(regnum Teutonicorum) aufgeführt, sodass dessen Bewohner sich ab etwa 1000 begannen, sich als zusammengehörig als Deutsche zu fühlen und ihr Siedlungsgebiet als Deutschland zu bezeichnen.

Innerhalb der nächsten fünf Jahrhundert wuchsen auf dem Gebiet des Königreich Germanien die bisherigen (ost-)fränkischen Volksstämme zum deutschen Volk zusammen, das sich noch Jahrhunderte danach allein über Sprache und Kultur definierte.

Nicht beteiligt an der Ethnogenese der Deutschen waren die Friesen, da diese um 1000 unter normannischer Oberherrschaft standen und so weiterhin eine eigenständige westgermanische Ethnie blieben. Später assimilierten sich mit den Nord- und Ostfriesen Teile des Friesenstammes an den Deutschen; insbesondere an denen ihm benachbarten Niederdeutschen: Erste definierten sich um 1900 als Sprachminderheit in Deutschland (Sprachfriesen), die einen Teil des deutschen Volkes darstelle, Letztere lediglich als Kulturminderheit (Kulturfriesen), da die Ostfriesen sprachlich gänzlich in den Niederdeutschen aufgegangen waren und eine besondere Form des Niederdeutschen sprachen.

Das engl. germany bezeichnet Germanien schlechthin, da die germans „Germanen“ schlicht die heutigen Deutschen seien. Aus deutscher Sicht stellt es ein Paradox dar, das im englischen Sprachgebrauch dutch „deutsch“ und dutch peoples „deutsche Völker“ für die niederländischsprachigen Ethnien Europas gebraucht wird. Aus dem historischen Kontext heraus erfolgte diese Benennung der Niederländer und Flamen als „Deutsche“ aus dem Fakt, dass das damalige Königreich England um 1500 die meisten kontinentalgermanischen Kontakte mit den Niederländern besaß, die sich zu jener Zeit selbst als duytsche bezeichneten und damals noch Teil des Römisch-Deutschen Reiches waren.

Die Völkische Bewegung setzte propagandistisch Deutschland und Germanien gleich, um so „historisch begründeteAnsprüche auf germanische Siedlungsgebiete erheben zu können, die man als „deutsch“ betrachtete. Um deutsche Einflussgebiete historisch begründen zu können, etablierten die Völkischen, insbesondere die Alldeutschen, eine Neudefinition des bisherigen Begriffes „Groß-Germanien“.

Siehe auch[]

Literatur[]

  • Christoph, Paul: Weltgeschichte von A bis Z – von der Vorzeit bis zur Gegenwart, Fackelbergverlag, 1968.
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